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10 Jahre WEICHENSTELLUNG in Baden-Württemberg


Grundschulkinder beim Übergang in die höhere Schulbildung zu fördern, ihr Potenzial zu entwickeln und sie zu stärken, ist Ziel des Projekts WEICHENSTELLUNG für Viertklässler. Studierende der Pädagogischen Hochschule (PH) Weingarten begleiten die sogenannten Mentees dabei als Mentor:innen. Anfang November wurde der zehnte Jahrgang mit 27 Kindern aus Oberschwaben an der PH begrüßt. Initiiert wurde das Projekt vor zehn Jahren von der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS. Seither haben 142 Studierende insgesamt 237 Mentees in dieser prägenden Phase auf ihrem Bildungsweg unterstützt.

Ein gelungener Übergang von der Grundschule zu einer weiterführenden Schule stellt die Weichen für den späteren Weg in Studium, Ausbildung und Beruf sowie für die spätere gesellschaftliche Teilhabe. Und genau hier setzt das Projekt WEICHENSTELLUNG für Viertklässler an. Professorin Dr. Karin Schweizer, Rektorin der PH Weingarten, begrüßte die Kinder des neuen Jahrgangs zusammen mit ihren Eltern im Audienzsaal des Schlossbaus. Insgesamt 19 Schüler:innen aus dem Schussental sowie acht weitere aus dem Landkreis Biberach sind bei der zehnten Auflage dabei. „Hier hängen viele Porträts an den Wänden, aber heute seid ihr die Könige und Königinnen und spielt die Hauptrolle“, sagte Professorin Schweizer. Für die PH Weingarten sei das Projekt WEICHENSTELLUNG unter der pädagogischen Leitung von Professor Dr. Bernd Reinhoffer, Prorektor für Lehre und Studium, enorm wichtig. „Es geht um Bildungsgerechtigkeit, Chancengleichheit sowie um Vernetzung und Transfer in die Region.“

Im Namen der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS gratulierte Dr. Tatiana Matthiesen, Bereichsleiterin Bildung und Erziehung und Gesamtkoordinatorin von WEICHENSTELLUNG, zum zehnjährigen Jubiläum: „Wir freuen uns sehr über die gute und vertrauensvolle Partnerschaft mit der PH Weingarten – und besonders darüber, dass wir das Programm in ländlichen Regionen von Baden-Württemberg gemeinsam mit so vielen und engagierten Partner:innen seit zehn Jahren umsetzen können.“

Jeweils bis zu drei motivierte Schüler:innen werden von Lehramtsstudierenden der PH Weingarten von der vierten Grundschulklasse bis zur sechsten Klasse vier Stunden pro Woche unterstützt. Für das Projekt empfohlen werden die Mentees, die das Potenzial für eine höhere Schulbildung mitbringen, von ihren Lehrkräften. „Dabei geht es weniger um Nachhilfe, sondern um die Entwicklung von Selbstvertrauen in die eigene Leistung, Selbstorganisation, Sprachförderung und Lernstrategien“, erläutert Projektleiter Florian Ewald von der PH Weingarten. Ein Begleitprogramm trage dazu bei, die Bildungsaspiration und damit das Streben, sich zu bilden, zu wecken. „Mentees treffen sich beispielsweise mit ihren Mentorinnen und Mentoren zu Museums- und Theaterbesuchen, besuchen die Ernährungsakademie oder nehmen an einer Führung im Wald teil“, nennt Ewald Beispiele. Vorbereitet und unterstützt werden die Studierenden durch Seminare, Reflexionsaufgaben und Erfahrungsaustausch mit anderen Mentor:innen.

Ein Schüler des ersten WEICHENSTELLUNG-Jahrgangs ist Noah Bakar aus Weingarten, der in diesem Jahr sein Abitur macht. „Das Projekt hat mir den Weg aufs Gymnasium sehr erleichtert und auch dazu beigetragen, dass ich weiß, in welche Richtung ich beruflich gehen will“, schildert er. So könne er sich noch gut daran erinnern, wie sehr ihn der Besuch des Elektronikmuseums in Tettnang fasziniert habe. In der Tasche hat er bereits seinen Vertrag für ein Studium der Wirtschaftsinformatik an der Dualen Hochschule. 

Es profitieren jedoch nicht nur die Mentees, sondern auch die Mentor:innen. Eine von ihnen ist Jana Wohnhas, die im dritten Mastersemester an der PH Weingarten studiert. „Das Studium ist ja eher theoretisch und durch WEICHENSTELLUNG kann ich praktische Erfahrungen sammeln“, sagt sie. Sehr gut gefalle ihr das Konzept, Kinder individuell zu fördern und ihnen eine chancengerechte Bildung zu ermöglichen. Ansonsten stehe die Lehrkraft ja vor 30 Schüler:innen und habe oft gar nicht die Zeit und die Ressourcen, auf jedes einzelne Kind einzugehen. „Gut finde ich auch, den Fokus nicht nur auf die Schwächsten zu legen“, so Jana Wohnhas. Vom Projekt überzeugt ist auch Merve Ekici-Hemmouche, deren Tochter in den zehnten Jahrgang von WEICHENSTELLUNG aufgenommen wurde. „Ich finde es toll, dass man meinem Kind außerhalb der Schule nochmals unter die Arme greift“, sagt die Mutter aus Ravensburg.

Unter dem Motto „Wissenschaft und Zauberkunst“ sorgte der Zauberer und promovierte Physiker Markus Pfeil vor allem bei den Kindern für Staunen. Mit Hilfe seiner Tricks mit Karten, die auf magische Weise ihre Größe ändern, und einer geworfene Münze, die jedes Mal das Brandenburger Tor zeigt, forderte er die Schüler:innen dazu auf, immer genau hinzuschauen. „Wir sehen viel zu oft nur geradeaus. Wenn ihr etwas verstehen wollt, dann betrachtet die Welt von verschiedenen Seiten.“

Text und Fotos: Claudia Wörner

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