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Alltagsfit Teil 4 – oder die vermeintlich leidige Frage „Was ziehe ich an“


Dr. Tatiana Matthiesen, Gesamtkoordinatorin von WEICHENSTELLUNG und Bereichsleiterin Bildung und Erziehung der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS:
 

Einen guten Schulabschluss machen und dann den richtigen Beruf finden – das ist nicht einfach für viele junge Menschen, aber entscheidend für das ganze Leben. Mit WEICHENSTELLUNG für Ausbildung und Beruf wollen wir in der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS dazu beitragen, dass Jugendliche gute Chancen auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt haben. Und zwar durch eine gute Ausbildungs- und Berufsvorbereitung, die wir Schüler:innen in unserem Programm bieten.

Aber ich habe in den letzten Jahren auch festgestellt, dass es bei den jungen Menschen nicht nur um die Vorbereitung auf die Ausbildung und den Beruf geht, sondern auch um das Vorbereiten auf das Leben allgemein. Daher ist mir die Idee gekommen, neben der fachlichen Förderung und Begleitung auch Schüler:innen-Workshops zu Alltagskompetenzen bei WEICHENSTELLUNG für Ausbildung und Beruf anzubieten.

Ich freue mich sehr, dass wir Susanne Gröhnke als Referentin und Expertin gewinnen konnten und danke ihr für ihre Unterstützung.

Susanne Gröhnke, Modedesignerin (HELLO)

Alltagsworkshop oder die vermeintlich leidige Frage „Was ziehe ich an“

„Gut gekleidet: Welcher Dresscode zu welchem Anlass“ – unter diesem Motto stand der Workshop, den ich für einige der weiblichen Mentees von WEICHENSTELLUNG für Ausbildung und Beruf in Hamburg durchführen durfte. Parallel war Marc Nelson mit einer Gruppe junger Männer unterwegs.

Es war eine Runde anfangs sehr zurückhaltender junger Frauen, die am Workshop-Nachmittag nach und nach am Tisch im elb.seminar in Altona Platz nahmen. Auch meine aufmunternde Begrüßung änderte daran zunächst wenig. Denn das Thema des Nachmittags war die vermeintlich leidige Frage „Was soll ich bloß anziehen?“, zum Beispiel zu einem Bewerbungsgespräch für eine Ausbildung. Zwar sind Motivation, Persönlichkeit, Begeisterungsfähigkeit und das Verhalten im Umgang mit anderen Menschen wichtige Voraussetzungen für ein erfolgreiches Gespräch, aber auch das äußere Erscheinungsbild ist relevant und oft ausschlaggebend. Ein gepflegtes Aussehen, saubere und ordentliche Kleidung prägen den ersten Eindruck und sind das A und O für jedes Bewerbungsgespräch, quasi die eigene Visitenkarte.

Wir fingen mit ein bisschen Theorie an. Zum Einstieg zeigte ich den jungen Mentees einige Fotos, die Frauen in verschiedenen Outfits abbildeten. Jetzt war die Meinung der Schülerinnen gefragt: Sind die Outfits, die ihr seht, für ein Bewerbungsgespräch geeignet? Und plötzlich kam Leben in die Gruppe und die Urteile fielen teilweise sehr kritisch aus.

Wir stellten fest, dass manche Kleidung für ein Vorstellungsgespräch ungeeignet ist, z.B. skinny Jeans, Leggings, verwaschene Hosen oder ein Minirock. Auch zu enge Oberteile, bauchfreie Tops, Schlabberpulli oder tiefe Ausschnitte kommen nicht in Frage. Kleidung in knalligen Farben sollte man vermeiden. Dasselbe gilt für High Heels, ausgetragene Sneaker, offene Sandaletten. Ein weiteres No Go sind zu starkes Make-up, roter Lippenstift, dunkles Augen-Make-up, intensives Parfüm oder zu viel Schmuck.

Besser geeignet sind ein klassischer Hosenanzug oder Kostüm, eine helle Bluse oder ein feines T-Shirt, kombiniert mit Pumps, Ballerinas oder feinen Halbschuhen. Dezente Farben wie dunkelblau, marineblau, grau, schwarz, beige wirken zurückhaltender. Das gleiche gilt für dezentes Make-up. Die Frisur sollte gepflegt sein. Eine Auswahl weniger Accessoires wie Uhr, zarte Kette, Ring und Handtasche komplettiert das Outfit.

Zum Abschluss des Theorieteils fasste ich meine 4 Tipps für ein gutes Bewerbungsoutfit zusammen:

  1. ein gepflegtes Äußeres
  2. die Kleidung sollte sauber, ordentlich und gebügelt sein
  3. dezente Farben
  4. Das Outfit sollte zum potenziellen Arbeitgeber und zur Branche passen, aber auch zu einem selbst.

„Mir hat der Workshop bei Susanne besonders gefallen, da wir alle auf einer Wellenlänge waren und wir in dem praktischen Teil viel Spaß hatten." (Shayna, Mentee)

Nach der Theorie folgte dann die Praxis: Ich hatte eine Auswahl von Kleidungsstücken (Hosenanzüge, Blazer, Hosen, Röcke, Blusen und Shirts) in verschiedenen Größen zum Anprobieren mitgebracht, die im Nebenraum auf einer Kleiderstange hingen. Dazu gab es schlichte schwarze Schuhe in verschiedenen Formen und Größen. Ein angrenzender Raum und die Toilette dienten als Umkleidekabine.

„Der Workshop bei Susanne hat mir besonders gefallen, weil sie uns durch das Praktizieren beigebracht hat, wie man sich am besten kleidet und uns auch selber probieren lassen hat." (Katharina, Mentee)

Bald war die Verwandlung in vollem Gange: Die Kleidungstücke wurden begutachtet, die Stoffe befühlt und mit ein paar individuellen Kombinations-Tipps von mir für jede Schülerin mit Begeisterung an- und umprobiert („warte mal, dass passt besser zu dir, und ich probiere mal das dazu…“). Vor dem bodentiefen Spiegel stellten die Teilnehmerinnen sich dem eigenen Urteil und dem der Mitschülerinnen. Die Handys waren im Dauereinsatz für Social Media taugliche Fotos. Auch die begleitende Mentorin ließ sich mitreißen und probierte mit an. Es war eine Freude zu sehen, wie viel Spaß die jungen Frauen beim An- und Ausprobieren hatten und dass auch die Schüchternste davon angesteckt wurde.

„Ich fand den Workshop von Susanne besonders gut, weil wir nicht nur rumsaßen. Außerdem ist die Workshop-Leiterin sehr interessant gewesen und ist auf uns eingegangen." (Isabell, Mentee)

Es war ein sehr konstruktiver Nachmittag. Mir hat der Workshop sehr viel Spaß gemacht und ich denke, dass die Teilnehmerinnen ein besseres Verständnis dafür entwickeln konnten, welchen Einfluss Kleidung auf uns selbst, unser Auftreten und die Wahrnehmung in unserem Umfeld hat – und damit Wertvolles für den Einstieg in ihr zukünftiges Berufsleben mitnehmen konnten.


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