ZEIT-StiftungZEIT-Stiftung

Alltagsfit Teil 3: Welcher Dresscode zu welchem Anlass


Dr. Tatiana Matthiesen, Gesamtkoordinatorin von WEICHENSTELLUNG und Bereichsleiterin Bildung und Erziehung der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS:

Einen guten Schulabschluss machen und dann den richtigen Beruf finden – das ist nicht einfach für viele junge Menschen, aber entscheidend für das ganze Leben. Mit WEICHENSTELLUNG für Ausbildung und Beruf wollen wir in der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS dazu beitragen, dass Jugendliche gute Chancen auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt haben. Und zwar durch eine gute Ausbildungs- und Berufsvorbereitung, die wir Schüler:innen in unserem Programm bieten.

Aber ich habe in den letzten Jahren auch festgestellt, dass es bei den jungen Menschen nicht nur um die Vorbereitung auf die Ausbildung und den Beruf geht, sondern auch um das Vorbereiten auf das Leben allgemein. Daher ist mir die Idee gekommen, dass die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS neben der fachlichen Förderung und Begleitung auch Schüler:innen-Workshops zu Alltagskompetenzen bei WEICHENSTELLUNG für Ausbildung und Beruf anbieten könnte.

Ich freue mich sehr, dass wir mit Marc Nelson einen Mitstreiter gewonnen haben, der als Experte für allgemeine Umgangsformen und Business-Etikette sowie Mitglied im Vorstand der Deutschen Knigge Gesellschaft unseren Mentees auf wunderbare Weise vermittelt, was gute Umgangsformen im Alltag und Berufsleben – auch bei Tisch – sind und wie man sich zu welchem Anlass kleidet.

Schlussendlich sind gute Umgangsformen und angemessene Kleidung Ausdruck von Aufmerksamkeit, Wertschätzung und Respekt gegenüber anderen Menschen – und fördern das soziale Miteinander.



Alltagsworkshop: Gut gekleidet - welcher Dresscode zu welchem Anlass

Nach „Business-Knigge – Umgangsformen, Etikette, Höflichkeit, Wertschätzung“ und „Tisch-Knigge. Umgangsformen bei Tisch“ durfte ich ein drittes Seminar für WEICHENSTELLUNG für Ausbildung und Beruf durchführen. Dieses Mal ging es um das Thema „Gut gekleidet: Welcher Dresscode zu welchem Anlass“. Dabei habe ich mich – gemeinsam mit dem Herrenschneider Maximilian Jund – um eine Gruppe junger Männer gekümmert, meine Kollegin Susanne Gröhnke war mit den jungen Frauen unterwegs.

Meine Gruppe hat sich zunächst für den theoretischen Teil in einem Café getroffen. Herr Jund hat über Stoffe, Arten der Anzüge und wie man einen Anzug trägt gesprochen, in meinem Teil ging es mehr um Umgangsformen, über die Sinnhaftigkeit von Uniformität, also zum Beispiel bei Ärzten und Ärztinnen, und über Zugehörigkeit durch Kleidung. Die ersten Reaktionen waren alle noch sehr verhalten und auch ein wenig skeptisch – wozu braucht man das überhaupt? Aber dann entstand eine sehr angeregte Diskussion.

Schließlich ging es rüber zu Policke, einem sehr bekannten Herrenbekleidungsgeschäft in Hamburg, und es wurde „ernst“. Der erste junge Mann traute sich und probierte einen nachtblauen Anzug an. Als er aus der Umkleide kam, passierten zwei Sachen: Er trat vor den mannshohen Spiegel und seine Körperhaltung veränderte sich sofort. Er stand plötzlich mit geradem Rücken aufrecht da, guckte sich an, zupfte an dem Sakko und hat sich sichtlich gefallen. Es war beeindruckend zu sehen, wie sich Körperhaltung, Körperspannung und Selbstwahrnehmung innerhalb von Bruchteilen von Sekunden geändert haben. Das zweite war die Reaktionen seiner Freunde und Mitschüler: Als sie ihn sahen, war das Eis gebrochen und alle wollten Anzüge anprobieren. Das Vorher-Nachher-Bild spricht aus meiner Sicht Bände.

Im abschließenden Gespräch wurde klar, dass alle ihre Scheu vor dem Anzug, vorm Dresscode verloren haben. Dass die Teilnehmer festgestellt haben, wie man Kleidung für sich nutzen kann und dass es eben keine Ver-Kleidung sein muss. Und dass Kleidung und gerade ein Anzug Ausdruck von Persönlichkeit und dem eigenen Stil sein kann.

Drei Alltagsworkshops für WEICHENSTELLUNG für Ausbildung und Beruf liegen hinter mir und es hat mir viel Spaß gemacht. Umgangsformen und Benehmen, gute Manieren und gut gekleidet sein – das mag alles auf den ersten Blick langweilig oder nach strengen Regeln klingen. Aber: Wer die Form kennt, darf mit ihr spielen.

Genau darauf kommt es an. Wenn man weiß, wie es geht, kann man im Leben und je nach Situation entscheiden: Verhalte ich mich so oder nicht? Befinde ich mich in einer Situation, in der ein anderes Verhalten, als ich es normalerweise zeigen würde, angebracht ist? Ist es sinnvoll vor einem Bewerbungsgespräch einmal zu schauen, wie die Mitarbeitenden der Firma auf Bildern gekleidet sind? Wenn ich in ein Restaurant gehe, freut sich meine Tante vielleicht, wenn ich ihr die Tür aufhalte oder der Onkel, wenn ich ihm aus dem Mantel helfe? Die Idee ist: Ich zeige euch, wie es geht und ihr entscheidet, was ihr daraus macht.

Wenn man den geschützten Raum „Schule“ verlässt, können einem diese Alltagskompetenzen sehr helfen, sich zurechtzufinden, selbstsicherer zu sein. Es ist schön, einen Beitrag dazu zu leisten. Vielen Dank auch an Policke, dass wir dort zu Gast sein durften!


Weitere News & Stories