Fünf Erkenntnisse, die ich aus der Corona-Zeit mitnehme

Corona hat bekanntermaßen alles auf den Kopf gestellt, die Erfahrung haben wir alle gemacht. Für mich persönlich gab es aber auch einige interessante Erkenntnisse, meine Mentees und ich sind an den Herausforderungen gewachsenen – ich denke, die Zeit hat durchaus auch Positives zutage gefördert.

Eigenständigkeit und Selbstwirksamkeit
Die Zeit der Schulschließung war eine enorme Umstellung für meine Mentees. Sie mussten sich auf einmal viel stärker selbst organisieren. Vorher galt es, zu einer festen Zeit in der Schule zu sein, die Räume und Fächer in einem festen Rahmen zu wechseln und nachmittags dann gezielt die Aufgaben für den nächsten Tag zu bearbeiten. Es war eine klare, vorgegebene Struktur. Und plötzlich mussten sie viel Eigeninitiative und Disziplin aufbringen und selbst darauf achten, dass sie sich rechtzeitig in den Online-Unterricht oder zu unserer Videokonferenz einwählen.

Zudem war ich nicht wie früher im Unterricht und konnte keine Anknüpfungspunkte für das Mentoring mitnehmen. Also mussten meine Mentees sich überlegen, wo sie Unterstützung brauchen, welche Aufgaben wir besprechen wollen. Sie haben das gut hinbekommen, ich bin sehr stolz auf sie und hoffe, dass sie sich einen Teil dieser Selbstständigkeit bewahren.

Gemeinsam finden wir eine Lösung
Corona war für uns alle eine Ausnahmesituation. Niemand von uns ist bisher vor so eine Herausforderung gestellt worden,  keiner hatte eine Lösung in der Schublade, wie Unterricht, Schule und auch das Mentoring weitergehen können. Mich hat es beeindruckt, wie schnell wir Lösungen gefunden haben – sowohl in Kooperation mit den Lehrkräften und der Schule, als auch mit der Unterstützung der pädagogischen Leitung von WEICHENSTELLUNG und des WEICHENSTELLUNG-Teams und natürlich zusammen mit den Mentees. Ich wünsche mir, dass uns diese gemeinsamen Erfahrungen auch bei zukünftigen Herausforderungen stärken.

Neue Wege des Mentorings
Zwangsläufig sind wir neue Wege im Mentoring gegangen – zunächst einmal vor allem durch die digitalen Treffen. Aber aus dem bloßen „wir machen eine Videokonferenz“ sind nach und nach neue Formate, Kommunikationswege und Arten der Förderung entstanden. Zum Beispiel konnte ich flexibler auf Fragen reagieren und direkt weitere Onlineressourcen heranziehen, die ich im Klassenraum nicht zur Hand gehabt hätte. Wir konnten uns zudem flexibler virtuell treffen, je nach Bedarf, statt nur zu festgelegten Zeiten. Vielleicht bleibt etwas davon Teil des Mentorings, wenn dieses wieder seinen gewohnten Gang geht.

Digitale Kompetenzen
Naheliegend, aber dennoch bemerkenswert: Durch die ständige Nutzung der verschiedenen Programme und Tools haben wir alle unsere digitalen Kompetenzen deutlich ausgebaut. Das fängt mit dem ganz praktischen Umgang zu wissen wie es funktioniert an, und endet mit der Selbstverständlichkeit, mit der wir uns schließlich virtuell getroffen haben. Auch sich selbst ständig im Video zu sehen, war irgendwann nicht mehr irritierend.

Wir als Mentorinnen und Mentoren sind mehr als „Nachhilfelehrer“
Klar, das wussten wir schon vorher, ist es doch ein zentraler Teil von WEICHENSTELLUNG, dass wir die Mentees auch über die fachlichen Themen hinaus fördern. Aber die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Herausforderung haben dies noch einmal im besonderen Maße gezeigt. Zu Beginn ging es gerade bei unseren IVK-Schülerinnen und Schülern erst einmal darum, ihnen die Situation zu erklären und als Ansprechpartnerin zur Seite zu stehen. Zu schauen, ob es ihnen gut geht oder was sie benötigen und auch einfach mal zuzuhören. Das hat mir meine Verantwortung und die Bedeutung meiner Rolle noch einmal verstärkt vor Augen geführt.

Fenja Heisig, Mentorin bei WEICHENSTELLUNG für Zuwandererkinder und -jugendliche in Hamburg


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