Das Lesetagebuch war unser roter Faden

Zu Beginn der Schulschließung im März war die Ungewissheit für die Mentorin Anna Breytman und ihre drei Mentees aus dem Baustein WEICHENSTELLUNG für Viertklässler groß. Geht die Förderung überhaupt weiter? Und wenn ja, wie soll dies aussehen?

„Nachdem wir uns erst einmal von dem kleinen Schock erholt hatten, konnten wir zum Glück sehr schnell auf digitale Förderung umstellen. Allerdings fehlte uns anfangs einfach der Stoff – es gab keinen Unterricht, den wir gezielt durch das Mentoring begleiten konnten, so wie es vorher war. Und die Kinder hatten keine Hausaufgaben. Also habe ich gemeinsam mit einer anderen Mentorin eigenen Lösungen und Ideen entwickelt. So wurden beispielsweise die ‚Vorstadtkrokodile‘ und das dazugehörige Lesetagebuch zum roten Faden unseres Mentorings.“

Die Kinder lasen dazu in ihrem eigenen Tempo selbstständig das Buch. In Videokonferenzen besprach die Mentorin mit ihren Mentees das Gelesene und gemeinsam bearbeiteten sie die Aufgaben des Lesetagebuchs. Beispielsweise muss die Figur an einer Stelle eine gefährliche Mutprobe bestehen, um Teil einer Clique zu werden, und fängt mittendrin an zu weinen. Die Aufgabe besteht darin, einen Brief an die Figur zu schreiben: „Stell dir vor, Hannes wäre ein Klassenkamerad von dir und würde dir von seinem Erlebnis berichten. Was würdest du ihm antworten?“ In diesem Zusammenhang beschäftigt man sich im Lesetagebuch auch mit der Frage, ob Jungen weinen dürfen.

Mit Hilfe des Lesetagebuchs gelang es Anna, zum einen Kontinuität in ihre Förderung zu bringen, und zum anderen konnte sie jedes Kind entsprechend seiner Fähigkeiten weiterhin individuell unterstützen. „Ich kannte meine Mentees nun ja schon eine Weile und wusste ganz gut, wo sie den größten Förderbedarf haben.

„Die Zeit der Schulschließung war schwierig, aber meine Mentees und ich haben einen guten Weg gefunden. Und auf eine gewisse Weise hat uns dies sogar enger zusammengebracht – das freut mich sehr. Eine große Hilfe war auch die Unterstützung der pädagogischen Leitung an unserer Uni und der Austausch mit anderen Mentorinnen und Mentoren.“

Anna und ihre Mentees, die nun gerade von der vierten in die fünfte Klasse gewechselt sind, freuen sich, hoffentlich bald wieder die Förderung aufzunehmen, wie sie vor Corona stattfand – vor Ort in der Schule, um gemeinsam gezielt entlang des Unterrichts zu arbeiten. Aber sie nehmen aus der Corona-Zeit auch einige wertvolle Erfahrungen mit. Und die „Vorstadtkrokodile“ haben von nun an einen besonderen Platz im Bücherregal.


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