Gemeinsam haben wir die Herausforderungen bewältigt

Die individuelle Förderung in Corona-Zeiten durchzuführen, war anfangs äußerst schwierig. Das fing damit an, dass einer meiner beiden Mentees keinen Computer mit Internetzugang besaß und wir so nicht auf digitale Förderung umsteigen konnten. Dies war auch für den regulären Schulunterricht, der digital stattfand, herausfordernd. In enger Abstimmung mit der Schule haben wir schlussendlich vereinbart, dass die betreffende Schülerin nicht in digitaler, sondern in analoger Form gefördert wird. Es zeigte sich auch, dass die Mentees teilweise überwältigt waren vom Ausmaß der Aufgaben, die sie durch die Schule bekamen. Daher habe ich entschieden, die Förderung nicht (wie vor Corona) einmal die Woche am Stück durchzuführen, sondern sie nach den Bedürfnissen der Mentees auszurichten. Gab es Probleme oder Fragen bei Aufgaben konnten die Mentees jederzeit anrufen – meistens per Videotelefonat – und wir klärten das gemeinsam. Eine gleichzeitige Förderung der beiden Mentees war so zwar nicht möglich, allerdings war es einfacher auf die Bedürfnisse und Fragen individuell einzugehen. Die Kontaktmöglichkeit via Chat, Email oder Telefon nutzten beide Mentees ausgiebig, so dass wir mehrfach die Woche im Austausch standen. Zunächst beschränkten sich die Kontakte auf schulische Themen und Aufgaben. Nach und nach zeigte sich aber auch der Bedarf, über persönliche Dinge zu sprechen, z. B. die Sorge, ob sie das Schuljahr wiederholen müssen oder die plötzliche Arbeitslosigkeit des Vaters eines Mentees.

Das Mentoring zeigte sich gerade in dieser heraufordernden Zeit als wichtige Möglichkeit zur persönlichen Unterstützung.

Häufig war die Stimmung beider Mentees durch die Corona-Situation recht bedrückt. Daher habe ich kleinere Achtsamkeitsübungen eingeführt. Gemeinsam entwickelten wir Strategien, wie sich die Krise möglichst gut bewältigen lässt und was man tun kann, wenn die Situation besonders belastet – z. B. kleine Spaziergänge unternehmen, in den Himmel schauen, ein schönes Buch lesen, einen Kuchen backen oder mit Freunden telefonieren. Die Mentees haben nach einiger Zeit auch von sich aus erzählt, was sie gemacht haben, als es ihnen mal nicht gut ging.

Es gab durchaus vereinzelte Wochen, in denen wir etwas weniger Kontakt hatten. Meist habe ich meine Mentees dann angeschrieben und sie noch einmal auf mein Angebot hingewiesen, dass sie sich immer melden können wenn sie Unterstützung brauchen. Es hat mich gefreut, dass sie dieses Angebot dann meist noch am selben Tag angenommen haben.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass die Förderung, wenn auch inhaltlich und formal leicht verändert, weiterhin kontinuierlich stattfand. Ab Mitte Mai war es mir zudem möglich, die Förderung in der Schule wieder aufzunehmen. Hierzu stellte mir die Schule einen ausreichen großen Raum zur Verfügung, um die Abstands- und Hygieneregel einzuhalten. Aber wir können noch nicht wieder im Unterricht begleiten, daher halte ich weiterhin den digitalen Kontakt aufrecht und unterstütze meine Mentees so gut ich kann.

Anna Czazkowski, Mentorin bei WEICHENSTELLUNG für Ausbildung und Beruf in Köln


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